Schwerpunkt: Digitale Kompetenzen im Beruf

04.04.2022
Kaum ein Beruf kommt heutzutage gänzlich ohne Computer oder andere digitale Geräte aus. Dadurch verändern sich sowohl Arbeitsabläufe als auch Anforderungen an die Beschäftigten. Um mit unterschiedlichen Tools und Geräten arbeiten zu können, ist zumindest ein digitales Grundverständnis notwendig. Darüber hinaus sind in vielen Berufen fundierte IT-Kenntnisse erforderlich. In diesem Schwerpunkt erfahren Sie, warum digitale Kompetenzen immer wichtiger werden und wie Sie Ihre eigenen Kenntnisse einschätzen können.

Was sind digitale Kompetenzen?

Eine Programmiererin und ein Programmierer sitzen an einem Computer-Arbeitsplatz. Auf dem Bildschirm vor ihnen sind Teile eines Codes zu sehen.

© iStock.com/scyther5

Videokonferenzen mit dem Projektteam, Kund_innenbetreuung via Social Media, Baustellenmanagement per App, Steuerung von Heizanlagen mit dem Tablet, Fehlersuche mit dem Laptop beim defekten Auto, intelligente computergesteuerte Maschinen, die miteinander kommunizieren – digitale Technologien werden heutzutage in fast allen Berufsfeldern und Branchen eingesetzt.

So selbstverständlich wie die meisten Menschen z.B. Smartphones oder Computer im privaten Alltag nutzen, so sind digitale Geräte und Anwendungen aus dem Arbeitsleben nicht mehr wegzudenken. Sie werden unter anderem zur Kommunikation, zur Erstellung, Dokumentation und Verwaltung von Inhalten und Daten, für die Organisation von Arbeitsprozessen, für die Planung und Herstellung von Produkten und vieles mehr eingesetzt. Die Digitalisierung erleichtert und beschleunigt viele Abläufe, erfordert aber auch einen verantwortungsvollen Umgang mit Daten sowie ein Bewusstsein für Probleme, die beim Einsatz von digitalen Technologien entstehen können.

Das Digitale Kompetenzmodell für Österreich – DigComp 2.2 AT

Um digitale Kompetenzen einordnen zu können, wurde das "Digitale Kompetenzmodell für Österreich – DigComp 2.2 AT", das auf einem europäischen Referenzmodell basiert, entwickelt. Es umfasst 6 Bereiche mit mehreren einzelnen Kompetenzen (siehe Grafik).

Das Kompetenzmodell beschreibt außerdem die Ausprägung dieser Kompetenzen auf 8 Stufen von grundlegend (Stufe 1 und 2) bis hoch spezialisiert (Stufe 7 und 8).

Tipp: Auf der Plattform fit4internet können Sie das vollständige Kompetenzmodell ansehen und Ihre digitalen Kompetenzen gleich online checken. Außerdem finden Sie weitere interessante Informationen rund um das Thema Digitalisierung sowie Online-Lernmodule, Kurzanleitungen zu Digitalthemen und passende Weiterbildungsangebote.

Wie verändert die Digitalisierung die Arbeitswelt?

Im Zusammenhang mit dem Einsatz von modernen Technologien kommt häufig die Frage auf, ob bestimmte Jobs gänzlich von Computern, Robotern und anderen intelligenten Maschinen übernommen werden. Dies trifft vielleicht auf einzelne Berufe zu, in denen fast ausschließlich einfache und monotone Routinearbeiten ausgeführt werden. Bei den meisten Berufen sind es jedoch nur bestimmte Tätigkeiten oder Abläufe, die durch digitale Tools automatisiert erledigt werden. Die menschliche Denkleistung, fachliches Know-how, soziale Kompetenzen und ein gesunder Hausverstand sind dabei dennoch unverzichtbar – ebenso, wie die Fähigkeit, mit den digitalen Technologien sicher umzugehen.

Digitale Kompetenzen werden heute meist vorausgesetzt – welche Kompetenzen genau gefordert sind, hängt vom jeweiligen Job ab. Ihre Bedeutung wird in Zukunft jedenfalls weiterhin zunehmen. Die folgenden Beispiele zeigen, wie einzelne Branchen bzw. Berufsfelder bereits von der Digitalisierung geprägt sind.

Ein Mann bezahlt mit seinem Handy in einem Geschäft. Die Verkäuferin hält dazu einen Handscanner über das Smartphone des Kunden.

© iStock.com/west

Beispiel Handel

Digitalisierung spielt nicht nur im Onlinehandel, sondern auch in den stationären Geschäften eine immer wichtigere Rolle. Das Verkaufspersonal muss z.B. die Bedienung von Computerkassen beherrschen und mit Branchensoftware arbeiten können – etwa um zu prüfen, ob ein bestimmtes Produkt vorrätig ist oder um Bestellungen vorzunehmen. Mobile Barcode-Scanner liefern in Sekundenschnelle Informationen zu einem Produkt und erleichtern unter anderem die Inventur. Auch im Beratungs- und Verkaufsgespräch werden zunehmend Tablets und Smartphones eingesetzt, um rasch Auskünfte geben zu können. Häufig haben sich die Kund_innen schon im Internet vorab gut informiert. Fundiertes fachliches Wissen und gute Beratungskompetenzen werden daher neben einem guten IT-Grundverständnis und IT-Anwendungskenntnissen für das Verkaufspersonal zunehmend wichtiger.

Eine Pflegerin und und Pfleger bedienen in einem Krankenhaus ein computergesteuertes Gerät.

© AMS/Chloe Potter

Beispiel Pflege

Ein Roboter, der Kranke oder ältere Menschen eigenständig pflegt und ihre Bedürfnisse erkennt? – Diese recht befremdliche Vorstellung ist noch Zukunftsmusik, auch wenn Serviceroboter in manchen Ländern wie z.B. Japan bereits teilweise im Pflegebereich Realität sind. Digitale Technologien werden hierzulande vor allem für die Pflegedokumentation und -organisation eingesetzt. Wurden früher Patient_innendaten und Pflegemaßnahmen handschriftlich notiert, so werden diese heute mithilfe spezieller Pflegesoftware erfasst und sind somit schnell und ortsunabhängig für das gesamte Team abrufbar. Auch bei der Visite kommen verstärkt Tablets, Smartphones oder Laptops zum Einsatz. Pflegekräfte müssen auch mit computergestützten Geräten zur Überwachung der Vitalwerte von Patient_innen umgehen können. Digitale Technologien zur Entlastung des Pflegepersonals werden zukünftig eine immer wichtigere Rolle spielen. Ein Beispiel dafür sind technische Assistenzsysteme. Ein gutes IT-Grundverständnis und IT-Anwendungskenntnisse sind bereits heute wichtige Berufsvoraussetzungen.

Eine Frau und 2 Männer befinden sich auf einer Baustelle und blicken auf ein Tablet, das die Frau in der Hand hält. Alle Personen tragen Warnwesten und Schutzhelme.

© iStock.com/Morsa Images

Beispiel Bau

Angefangen bei der Planung eines Bauvorhabens über die Kalkulation, die Beschaffung der Materialien, die Organisation der Abläufe, die Koordinierung des Personals bis zur Abrechnung kommen digitale Tools und Anwendungen in der Baubranche zum Einsatz. BIM – Building Information Modeling ist eine weitverbreitete softwaregestützte Methode zur Abwicklung sämtlicher Phasen eines Bauprojekts. BIM ermöglicht z.B. die Planung und Visualisierung von Bauten in 3D, bauphysikalische Berechnungen, Anpassungen von Bauplänen, virtuelle Besichtigungen von Baustellen sowie eine digitale Vernetzung aller am Bau Beteiligten. Auch direkt auf der Baustelle werden immer öfter digitale Geräte eingesetzt, z.B. bei der Vermessung. Während manche Bauunternehmen digitale Technologien bereits intensiv nutzen, sind andere noch eher abwartend. Expert_innen sind sich jedoch einig, dass sich der Trend der Digitalisierung in der Baubranche fortsetzen wird. Technologien wie Robotik, 3D-Druck, Sensorik, Virtual Reality oder Drohnen werden künftig verstärkt eingesetzt werden und die Abläufe im Bauwesen verändern. Dies erfordert eine hohe Lernbereitschaft und Flexibilität der Fachkräfte.

Digitale Kompetenzen im Beruf – 5 Tipps

Montage eines Laptops und eines aufgeschlagenen Buchs, die zu einem Objekt zusammengefügt sind.

© iStock.com/Bet_Noire

  1. Machen Sie sich bewusst, welche digitalen Kompetenzen in Ihrem aktuellen Beruf bzw. in Ihrem Wunschberuf besonders wichtig sind, z.B. Programme zur E-Mail-Kommunikation, Textverarbeitung,  Tabellenkalkulation oder Datenbank-Anwendungen. Wie gut beherrschen Sie diese? Gibt es Verbesserungsmöglichkeiten?
  2. Informieren Sie sich über passende Weiterbildungsangebote, z.B. mit der AMS-Weiterbildungsdatenbank. Auf der Plattform fit4internet können Sie gezielt nach Angeboten im Bereich digitale Kompetenzen suchen.
  3. Informieren Sie sich über mögliche Förderungen. Erkundigen Sie sich bei Ihrer AMS-Beraterin/Ihrem AMS-Berater oder nutzen Sie die Online-Datenbank Kursförderung.
  4. Seien Sie offen für neue Technologien und versuchen Sie damit verbundene Änderungen in gewohnten Arbeitsabläufen positiv zu sehen.
  5. Bilden Sie sich regelmäßig weiter und halten Sie Ihre digitalen Kompetenzen immer am aktuellen Stand.

BERUFE in der IT – Informationstechnologie

Sie möchten Digitalisierung zum Beruf machen? – Der IT-Bereich bietet vielfältige Jobmöglichkeiten, denn kaum eine Branche kommt ohne Informationstechnologie aus. Die Nachfrage nach gut ausgebildeten IT-Fachkräften ist sehr groß. Je nach Berufsbild ermöglichen eine Lehre, ein HTL-Abschluss, ein Fachhochschulstudium oder ein Universitätsstudium den Einstieg in einen IT-Beruf. Technisches Interesse, Genauigkeit, Teamfähigkeit und die Bereitschaft, ständig Neues dazuzulernen sind wichtige Voraussetzungen für eine Tätigkeit im IT-Bereich.

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