Schwerpunkt: Freiwilliges Soziales Jahr und Freiwilliges Umweltjahr

17.01.2022
Du weißt noch nicht genau, welchen Berufsweg du einschlagen wirst und möchtest praktische Erfahrungen sammeln, bevor du dich für ein Studium oder eine andere Ausbildung entscheidest? Ein Freiwilliges Soziales Jahr oder Umweltjahr ist eine gute Möglichkeit, um Einblicke in Sozial- oder Umweltberufe zu gewinnen und sich gleichzeitig für das Gemeinwohl zu engagieren. In diesem Schwerpunkt erfährst du, was dir ein freiwilliges Jahr bringt, welche Voraussetzungen zu erfüllen sind, welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten und wo du dich bewerben kannst.

Die wichtigsten Fakten im Überblick

Mehrere Jugendliche sitzen beisammen und unterhalten sich lachend.

© iStock.com/Ridofranz

Das Freiwillige Soziale Jahr und das Freiwillige Umweltjahr sind vor allem für junge Menschen ohne einschlägige abgeschlossene Berufsausbildung gedacht, zum Beispiel nach der Matura. Das freiwillige Jahr kann nur einmalig bei einer anerkannten Trägerorganisation bzw. Einsatzstelle absolviert werden und findet NICHT im Rahmen eines Arbeitsverhältnisses statt.

Von dem freiwilligen Engagement im Interesse des Gemeinwohls profitieren die Teilnehmer_innen sowohl persönlich als auch in Hinblick auf die weitere Ausbildungsentscheidung und das spätere Berufsleben. Ein freiwilliges Jahr bietet die Gelegenheit, die eigenen Fähigkeiten in der Praxis zu erproben und zu erweitern, Interessen auszuloten, aber auch persönliche Grenzen zu erkennen.

 

Voraussetzungen

  • Mindestalter 17 oder 18 Jahre (in besonderen Fällen ab 16 Jahren)
  • Gute Deutschkenntnisse
  • Staatsbürgerschaft eines EU-Mitgliedsstaats bzw. Daueraufenthaltsgenehmigung für Österreich
  • Psychische und physische Belastbarkeit
  • Aufnahmegespräch [

Dauer und Ablauf

  • 6 bis 12 Monate
  • Bis zu 34 Wochenstunden
  • Verpflichtende Teilnahme am begleitenden Bildungsprogramm (FSJ-Seminare, FUJ-Lehrgang)
  • Einsatzbeginn meist Anfang September (nach Vereinbarung)
  • Bewerbungsstart meist Jänner

Finanzielles und Versicherung

  • Monatliches Taschengeld
  • Kranken-, Unfall-, Pensions- und Haftpflichtversicherung
  • Familienbeihilfe (maximal bis zur Vollendung des 24. Lebensjahres bei Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen)
  • ÖBB-Vorteilscard, Übernahme von Fahrtkosten
  • Unterkunft oder Wohnkostenzuschuss, Verpflegung und Arbeitskleidung (freiwillige Leistungen der Einsatzstelle)
  • Ermäßigung in manchen Kinos und Museen mit dem Freiwilligendienst-Ausweis

Anrechnung auf den Zivildienst

  • Durchgehende 10-monatige Teilnahme ersetzt den Zivildienst

 

TIPP: Neben dem Freiwilligen Sozialen Jahr und dem Freiwilligen Umweltjahr gibt es weitere Möglichkeiten zur Absolvierung eines freiwilligen Jahres: Sozialdienst im Ausland, Friedensdienst im Ausland, Gedenkdienst im Ausland, Europäischer Freiwilligendienst, Freiwilliges Integrationsjahr (AMS). Genaue Informationen zu diesen Sonderformen findest du auf dem Portal Freiwilligenweb.]

Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)

Ein Sozialarbeiter unterhält sich mit Kindern und Jugendlichen. Im Hintergrund ist eine Graffitiwand zu sehen.

© AMS/Das Medienstudio

Ziel des FSJ ist vor allem, dass junge Menschen die Arbeit in sozialen Berufen in der Praxis kennenlernen, ihre schulische Vorbildung vertiefen, ihre persönlichen und sozialen Kompetenzen weiterentwickeln und stärken sowie Anregungen für die spätere Berufswahl erhalten. Das FSJ ist in jedem Fall eine bereichernde Erfahrung, da soziale Kompetenzen in allen Lebensbereichen und Berufen gefragt sind.

Die Einsatzbereiche beim FSJ sind breit gefächert, zum Beispiel:

  • Arbeit mit alten Menschen in Heimen und in der ambulanten Betreuung
  • Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen in Wohn- und Pflegeeinrichtungen sowie in Werkstätten
  • Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Wohngruppen, Kindergärten und Schulen
  • Arbeit im Gesundheitsbereich bei Rettungsorganisationen, in Krankenhäusern und Reha-Kliniken
  • Arbeit mit Menschen in Obdachlosenheimen, Flüchtlingsheimen und anderen sozialen Einrichtungen

Weitere Informationen zum FSJ und möglichen Einsatzstellen findest du auf der Website des Vereins zur Förderung freiwilliger sozialer Dienste. Bewerbungen sind grundsätzlich bei allen anerkannten Trägerorganisationen möglich. Einen Überblick findest du auf dem Portal Freiwilligenweb.

Freiwilliges Umweltjahr (FUJ)

Eine junge Frau sitzt in der Hocke auf einem Steg an einem Gewässer und entnimmt eine Wasserprobe.

© AMS/Das Medienstudio

Das FUJ bietet jungen Menschen die Möglichkeit, Einblicke und praktische Erfahrungen in den Bereichen Umwelt-, Natur- und Klimaschutz sowie Nachhaltigkeit zu gewinnen. Sie erhalten Informationen über Ausbildungen und Berufsfelder im Umweltbereich und sammeln wichtige Qualifikationen für das spätere Berufsleben. Wie beim FSJ werden die schulische Vorbildung vertieft und persönliche Kompetenzen gefördert.

Die Einsatzbereiche beim FUJ sind sehr vielfältig, zum Beispiel:

  • Umweltschutz und Umweltbildung
  • Natur- und Artenschutz
  • Ökologische Landwirtschaft
  • Tierschutz
  • Entwicklungszusammenarbeit
  • Erneuerbare Energien

Näheres zur Bewerbung und weitere Informationen zum FUJ und möglichen Einsatzstellen findest du auf der Website des Vereins Jugend-Umwelt-Plattform JUMP.

Mehrere im Kreis stehende Jugendliche halten ihre Hände zusammen.

© iStock.com/Nattakorn Maneerat

Isabel H., Absolventin eines Freiwilligen Sozialen Jahres:

 

Warum hast du dich für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden?

Ich sah meine berufliche Zukunft schon sehr lange im Sozialbereich und wollte durch das Freiwillige Soziale Jahr erste Erfahrungen sammeln und meinen Zukunftsplan festigen. Zusätzlich war es mir wichtig, das Jahr als eine Art „Auszeit vom Lernen“ und Möglichkeit zur Selbstverwirklichung zu nutzen. Einfach ein Jahr voller spannender, neuer Momente und Erfahrungen sowie Herausforderungen sollte es werden!

Welche Aufgaben und Tätigkeiten haben dir besonders gut gefallen?

Da ich in einer Jugend-Wohngemeinschaft tätig war, durfte ich aktiv die Freizeit der Jugendlichen mitgestalten und auch eigene Ideen einbringen. So konnte ich meine Affinität zum Sport gemeinsam mit den Jugendlichen teilen und alles Mögliche (z.B. Klettern oder Kampfsport) mit ihnen ausprobieren. Auch die Unterstützung bei Hausaufgaben und das Lernen für Tests und Schularbeiten machten immer wieder großen Spaß – vor allem wenn man den Jugendlichen dabei etwas Neues beibringen konnte.

Was hast du von deinem Freiwilligeneinsatz für dich mitgenommen?

Während meines Freiwilligen Sozialen Jahres habe ich mich persönlich enorm weiterentwickelt und konnte aus allen Erfahrungen und Herausforderungen unglaublich viel lernen. Mittlerweile studiere ich Soziale Arbeit an der FH Joanneum und hatte schon oft die Möglichkeit, Erfahrungen aus der Praxis in mein Studium einzubringen. Ich persönlich kann jedem ein Freiwilliges Soziales Jahr ans Herz legen – es ist eine unersetzbare Erfahrung, die einem unglaublich viel für sein eigenes Leben bringen kann.

Symbolfoto von einem grünen Globus, der sich auf einem Waldboden befindet.

© iStock.com/RomoloTavani

Stefan B., Absolvent eines Freiwilligen Umweltjahres:

 

Warum hast du dich für ein Freiwilliges Umweltjahr entschieden?

Schon zu Schulzeiten interessierte ich mich für das Thema Umwelt. Ich wollte nach der Schule nicht gleich ein Studium beginnen und da ich keinen Zivil- oder Heeresdienst absolvieren musste, hörte ich mich nach Alternativen um. Mein älterer Bruder hatte zuvor schon bei einem Programm von JUMP teilgenommen und mir daher das Freiwillige Umweltjahr empfohlen. Es war für mich eine perfekte Möglichkeit, Berufserfahrung zwischen Schule und Studium in einem für mich spannenden Bereich zu sammeln.

Welche Aufgaben und Tätigkeiten haben dir besonders gut gefallen?

Durch die Arbeit in meiner Einsatzstelle in einer Freizeit- und Naturschutzorganisation lernte ich Abläufe, Tätigkeiten und Strukturen eines Vereins kennen. Besonders gefallen hat mir der Kontakt mit vielen unterschiedlichen Menschen in der Mitgliederbetreuung sowie die Betreuung des Kletterturms. Weiters konnte ich verschiedene Veranstaltungen miterleben und bei einer Umweltverträglichkeitsprüfung im Zuge des Baus eines Windparks dabei sein. Das war für mich sehr spannend.

Was hast du von deinem Freiwilligeneinsatz für dich mitgenommen?

Im Büro meiner Einsatzstelle herrschte ein wohlwollendes und unterstützendes Arbeitsklima, was ich sehr genossen habe. Es hat mir gezeigt, wie wichtig ein gutes soziales Umfeld auch im Arbeitskontext ist und es war mir möglich, Stärken im Bereich Kommunikation und Interaktion mit Menschen aller Altersstufen zu entwickeln. Mein Freiwilliges Umweltjahr hat mich auch darin bestärkt, Agrarwissenschaften zu studieren. Derzeit absolviere ich noch ein Masterstudium für Umwelt- und Bioressourcenmanagement. Für mich war das Freiwillige Umweltjahr jedenfalls eine sehr wertvolle Erfahrung.

Freiwilliges Soziales Jahr

Dieses Kurzvideo zum Freiwilligen Sozialen Jahr gibt einen Einblick über den Alltag einer Praktikantin in einer Werkstätte für Menschen mit Behinderung.

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